DFI – Fahrplaninformationen in Echtzeit
20. Juni 2022 | Lesezeit: ca. 4 Minute(n)Jörg Hanke ist beim MDV für die Fahrplan- und Freizeitkommunikation zuständig. Das hört sich vielleicht nach Erholung an, ist aber keine. Als Mobilitätsberater beim MDV vor 15 Jahren gestartet, betreut er seit beinahe neun Jahren die gedruckten und digitalen Fahrplaninformationen im MDV. Deshalb kennt sich Hanke mit dem Thema Fahrgastinformation in Echtzeit bestens aus, wozu auch die sogenannte dynamische Fahrgastinformation (DFI) gehört.
Was bedeutet dynamische Fahrgastinformation?
"Das DFI-System ist ein digitaler, sich ständig anpassender Fahrplan, der auf verschiedenen Anzeigen elektronisch ausgegeben werden kann", weiß Jörg Hanke. DFI-Anzeigen finden sich beispielsweise an großen Haltestellen oder in Bahnhöfen. Hier können die Fahrgäste genau nachverfolgen, ob der Bus oder die Bahn pünktlich ist bzw. um wie viele Minuten sie sich verspätet. "Dabei werden die im Fahrplan enthaltenen Zeiten immer wieder dynamisch mit aktuellen Fahrplanabweichungen ergänzt." Das funktioniert über die Bordrechner in den Fahrzeugen und über ein rechnergesteuertes Betriebsleitsystem (RBL). Die RBL-Systeme senden die über die Bordrechner generierten Echtzeitdaten automatisch unter anderem an die DFI-Anzeigen der jeweiligen Verkehrsunternehmen und die elektronische Fahrplanauskunft.
DFI-Anzeigen – In der Stadt und auf dem Land
Die dynamischen Fahrgastinformationsanzeigen werden in der Regel von den einzelnen Verkehrsunternehmen (LVB, HAVAG usw.) selbst beschafft. In Halle und Leipzig stehen die digitalen Anzeigen schon an vielen Haltestellen. Ständig kommen neue hinzu. Einige wenige DFI-Anzeigen betreibt der MDV selbst. Bei diesen handelt es sich um Übersichtsanzeiger, die überwiegend an Verkehrsknotenpunkten außerhalb der Großstädte stehen, so zum Beispiel an den Bahnhöfen in Torgau oder Delitzsch, Unterer Bahnhof. An diesen Schnittstellen von Zug und Bus informieren sie in Echtzeit über die Abfahrtszeiten aller dort abfahrenden Verkehrsmittel.
Über RBL-Systeme und die NASA
Im gesamten MDV-Gebiet gibt es mehrere RBL-Systeme. Die Daten der RBL-Systeme laufen in einer zentralen Datendrehscheibe zusammen. In Mitteldeutschland wird diese von der NASA GmbH betrieben. Hinter der Abkürzung verbirgt sich in diesem Fall nicht die amerikanische Raumfahrtbehörde, sondern die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH in Magdeburg. Auf mehrere Server verteilt, verwaltet und verknüpft sie alle Daten sämtlicher Verkehrsunternehmen aus dem MDV-Gebiet und aus ganz Sachsen-Anhalt. Genutzt werden diese Daten unter anderem für die Auskünfte eines elektronischen Fahrplans, der in verschiedenen Apps, wie z.B. MOOVME und der INSA-App ausgegeben wird. Sie füttern aber auch die verschiedenen DFI-Anzeigen und tragen schlussendlich dazu bei, dass alle Fahrgäste den richtigen Anschluss erwischen.
Wer zum Beispiel von Grimma, Nicolaiplatz nach Halle, Markt fahren möchte, kann das leicht mit der MOOVME-App planen. Einfach Start- und Zieladresse oder die entsprechenden Haltestellen eingeben und die App plant die gesamte Reise mit allen zu nutzenden Verkehrsmitteln. Eventuelle Fußwege zwischen den Anschlüssen werden ebenfalls mitberechnet. Alle Fahrplanänderungen und Verspätungen werden stets aktuell angezeigt.
DELFI – Frei zugängliche Daten für ein gemeinsames System
Daran arbeitet der DELFI e. V. – Verein zur Förderung einer durchgängigen elektronischen Fahrgastinformation, in dem auch die NASA Mitglied ist. DELFI möchte ein nationales, und später sogar ein europäisches, Netzwerk aufbauen, in dem ÖPNV-Nutzer*innen deutschlandweit in einem System alle Informationen gesammelt erhalten. In Echtzeit und barrierefrei. Der Verein arbeitet nach eigenen Angaben "für die effiziente Organisation einer attraktiven, unabhängigen und kundennahen Fahrgastinformation in Deutschland".
Sachsen Mobil macht‘s möglich
Über Verbundgrenzen hinweg sowie im gesamten MDV-Gebiet funktioniert das schon. Dank der Erweiterung "Sachsen mobil" kann die Mobilitäts-App MOOVME Verbindungen über mehrere Verbünde in Sachsen anzeigen und sogar ein passendes Ticket für alle enthaltenen Verkehrsmittel anbieten. Das bedeutet, dass eine Verbindung von Querfurt (Sachsen-Anhalt) im äußersten Nordwesten des MDV, bis Bad Schandau im Südosten Sachsens angezeigt werden kann. Das passende Ticket ist dann gleich dabei.
Social Media für mehr Informationen
Der MDV nutzt auch Social-Media-Kanäle, um seine Fahrgäste zu informieren. Dafür arbeitet der Verbund mit einem deutschlandweit verwendeten System, dem so genannten HAFAS Informationsmanager (HIM). Dieser bündelt alle Informationen über eventuelle Verspätungen und Umleitungen und speist sie direkt ins Auskunftssystem INSA ein. Von dort überträgt das System die Daten automatisch unter anderem in die Twitter-Accounts der LVB, HAVAG, Deutschen Bahn und Abellio.
„Wenn wir unsere Fahrgäste immer gut und umfassend informieren, wächst das Vertrauen und die Menschen verbinden das positive Erlebnis mit einem gut funktionierenden öffentlichen Nahverkehr “, so Jörg Hanke.
Bildquelle: MDV
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