Fundsachen in Bus und Bahn: von Verlust-Rennern und Kuriosem
8. April 2024 | Lesezeit: ca. 6 Minute(n)Wer kennt es nicht: In der Schule oder im Büro angekommen und plötzlich merkt man, dass die Mütze, der Beutel oder etwas anderes fehlt. Das kann nerven. Gut möglich, dass der verlorene Gegenstand noch im Bus oder in der Bahn liegt. Was nun? Die Verkehrsunternehmen im MDV-Gebiet helfen dabei, Vergessenes in Bus und Bahn wiederzubekommen. Wir haben mit der Deutschen Bahn (DB) und Regionalbus Leipzig (RL) gesprochen, was bei ihnen mit Fundsachen passiert.
Mützen sind der Verlust-Renner bei Regionalbus Leipzig
Laut Auskunft das Fundbüros von Regionalbus Leipzig zählen Mützen, Handschuhe und Schals zu den Evergreens, die immer wieder in den Bussen gefunden werden. Wirft man einen Blick in die Lager, könnten die Mitarbeitenden vor Ort problemlos einen gut gefüllten Laden für Mützen eröffnen.
Fundstücke – von seltsam bis eklig ist alles dabei
Ab und an findet sich unter den Fundsachen auch eher Unappetitliches. So fand ein Busfahrer bei RL nach einer Fahrt eine Zahnspange im Fahrzeug und wunderte sich, wie diese unabsichtlich verloren gehen konnte. Am häufigsten finden sich allerdings Kleidungsstücke, die nach dem Ausziehen im Bus liegenbleiben. Werden diese nicht abgeholt und sind noch gut in Schuss, werden sie nicht selten an ein Kinderheim gespendet – aber natürlich nicht sofort nach dem Auffinden. Unternehmen wie die Regionalbus Leipzig GmbH müssen Fundsachen ein halbes Jahr aufbewahren. Ausnahmen stellen verderbliche Güter dar. Wer also die Blumen am Valentinstag im Bus liegen lässt, sollte diese aus mehreren Gründen schnell wieder abholen. Wichtig zu wissen ist aber, dass man Verlustsachen nicht am gleichen Tag abholen kann, an dem man sie verloren hat. Das Fahrpersonal gibt die gefundenen Dinge erst am Ende der Schicht ab. Wer seine Sachen wiederhaben will, kann diese also frühestens am Folgetag abholen.
Alles wird sorgsam ins Fundbuch eingetragen und im Fundbüro gelagert
Auch Kurioses wird immer wieder versehentlich zurückgelassen. Eine Trompete spielte bei Regionalbus Leipzig im Fundbüro einmal die erste Geige. Sie fand sich über zwei Wochen immer wieder im Fundbüro des Unternehmens ein. Der Vater des kleinen Besitzers sagte beim Abholen stets, der Sohnemann habe das Instrument immer auf dem Weg zum Musikunterricht vergessen. Die Trompete wurde jedes Mal sorgfältig ins Fundbuch eingetragen – ebenso wie alles andere, was das Fahrpersonal in den Bussen findet.
Besitzverhältnisse klären
Wer sich nicht sicher ist, ob das Verlorene überhaupt abgegeben wurde oder eine längere Anfahrt zum Betriebshof hat, kann sich auf der Website der Regionalbus Leipzig GmbH für Fundsachen über den aktuellen Bestand des Fundbüros informieren. So weiß man, ob sich die Anreise lohnt oder nicht.
Vor Ort wird dann nach besten Möglichkeiten geprüft, ob der Gegenstand auch dem Abholer bzw. der Abholerin gehört. Bei bestimmten Gegenständen wie Smartphones ist es denkbar einfach. Wer ein Smartphone abholen will, muss dieses entsperren können. Holen Fahrgäste Schmuck ab, müssen diese die Ringe, Ketten oder Broschen genau beschreiben.
Deutsche Bahn: 700 vergessene Gegenstände am Tag
In den Bussen rund um Leipzig bleiben meist kleine Gegenständeliegen. Bei der Deutschen Bahn sieht das schon anders aus. Reisende sind oft mit viel Gepäck in den DB-Zügen unterwegs. Davon kann schon mal was versehentlich vergessen werden – das reicht vom Glasauge bis zum Brautkleid.
Pro Jahr bleiben laut der DB durchschnittlich 250.000 Gegenstände in den Bahnhöfen und Zügen liegen. Die Bahn gibt an, dass neben Mützen, Schals und den obligatorischen Mobiltelefonen auch schon Gebisse, besagte Brautkleider oder auch eine Richterrobe gefunden wurden. Rund 60 Prozent aller Gegenstände können den Besitzern oder Besitzerinnen zurückgegeben werden.
Exkurs: Fundbüro am Hauptbahnhof Leipzig
Der Hauptbahnhof Leipzig bildet bei Fundsachen keine Ausnahme. 2023 sind rund 5.700 unterschiedliche Dinge (rund 6.000 waren es 2022) in der lokalen Fundstelle eingegangen. 4.700 davon sind wieder bei ihren Besitzerinnen und Besitzern gelandet, was einer Erfolgsquote von über 80 Prozent entspricht. Handys und EC- bzw. Kreditkarten sind die meistgefundenen Gegenstände am Leipziger Hauptbahnhof. Dicht gefolgt von Rücksäcken und Schlüsseln. Viele der zurückgelassenen Gegenstände wurden und werden postalisch an die Eigentümer zugestellt. Sind Fundsachen wie Fahrräder, Kinderwagen oder Skier allerdings für diesen Transport zu sperrig (aufgrund von Größe und Gewicht), werden sie mindestens zehn Wochen vor Ort gelagert. Anschließend kommen sie unter den Hammer, werden also versteigert.
Wie findet ein Fundstück zurück?
Bei allen abgegebenen Fundstücken suchen die DB-Mitarbeitenden nach Hinweisen auf die Person, die sie verloren hat. Stellt man fest, wem ein Gegenstand gehört, wird umgehend Kontakt aufgenommen. Das Fundstück kann dann am Aufbewahrungsort abgeholt werden. Wer keine Zeit hat oder für wen die Strecke einfach zu lang ist, kann sich, wie oben beschrieben, das verlorene Objekt gegen ein Entgelt zusenden lassen.
Wird der Besitzer oder die Besitzerin nicht binnen sieben Tagen gefunden, wandert das Fundstück in das zentrale DB-Fundbüro in Wuppertal. Aktuell lagern dort auf 1.300 m² zwischen 15.000 und 16.000 (Wert-)Gegenstände, darunter Spiegelteleskope, Prothesen oder auch ein Brief aus dem Zweiten Weltkrieg – verfasst von einem italienischen Soldaten an seine Mama zum Muttertag.
Da der DB durch die Lagerung Kosten entstehen, fällt je nach Zeitpunkt der Abholung eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von 5 bis 35 Euro an.
Zuerst verloren, dann versteigert
Wird auf ein Fundstück auch nach 90 Tagen kein Anspruch erhoben, wechselt es den Besitz. Die Deutsche Bahn veranstaltet regelmäßig Auktionen. Hochwertige Stücke kommen einzeln unter den Hammer. Andere werden als Motto-Koffer-Pakete (z. B. Kostümkoffer) an die Meistbietenden abgegeben. Die Auktionstermine findet man online unter bahn.de/fundservice. Der Versteigerungserlös wird für drei Jahre aufbewahrt, falls sich wider Erwarten noch Eigentümer melden.
Finden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahn Drogen, Waffen oder andere gefährliche Gegenstände, wird umgehend die Bundespolizei informiert.
Ob verloren oder vergessen – in den Bussen der Regionalbus Leipzig GmbH oder in den Zügen der Deutschen Bahn bleibt nichts lange liegen. Aufmerksame Mitreisende geben die Fundstücke bei den Mitarbeitenden des Verkehrsunternehmens ab oder diese sammeln die Gegenstände am Fahrtende im Fahrzeug ein. So finden viele Fundsachen den Weg zurück zu ihren Besitzern und Besitzerinnen.
Hinweise beim Verlust von Gegenständen in Bus und Bahn
Wer etwas in Bus und Bahn vergessen hat, wendet sich stets direkt an das Verkehrsunternehmen, mit dem die Fahrt unternommen wurde. Die Deutsche Bahn – inklusive S-Bahn Mitteldeutschland – nutzt für Verlustmeldungen das im Artikel beschriebene Online-Portal. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) und die HAVAG übergeben die Fundsachen direkt an die städtischen Fundbüros.
Bildquellen: Deutsche Bahn AG & Shutterstock
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