Interview mit dem Zeitzer Oberbürgermeister Christian Thieme

"Zeitz lebt von seiner Vielfalt"

10. Januar 2023 | Lesezeit: ca. 4 Minute(n)
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Zeitz steht für Chancen. Diese Einstellung vertritt Oberbürgermeister Christian Thieme im Interview und mit einer Vielzahl von Projekten, die Zeitz zu einer vielversprechenden Zukunft verhelfen sollen.

Frage: Die neue Landesbuslinie 500 fährt auch durch Zeitz: Wie wichtig ist ein gut funktionierender ÖPNV für Stadt, Einwohner*innen und Tourist*innen?

Der ÖPNV spielt eine große Rolle, denn er trägt bei der Entscheidungsfindung dazu bei, wo man wohnen, leben und arbeiten will. Mobilität innerhalb der Stadt und für die Ortschaften ist genauso wichtig wie die Anbindung der Stadt an nahe gelegene Großstädte, um attraktiv zu sein. Gibt es keine gute Anbindung, ist das ein Ausschlusskriterium. Denn nicht nur Eltern, die sich auf eine gute Busverbindung für ihre Kinder verlassen, setzen auf einen funktionierenden ÖPNV. Auch Menschen, egal ob jung oder alt, ohne eigenes Fahrzeug brauchen den ÖPNV für ihr tägliches Leben. Vor allem angesichts des Klimawandels und des nötigen Umstiegs auf öffentliche Verkehrsmittel wird klar, dass wir einen gut aufgestellten ÖPNV brauchen. Das betrifft aber nicht nur die Einwohnerinnen und Einwohner in Zeitz und den Ortschaften, auch Tourist*innen nutzen den ÖPNV verstärkt, was zum Beispiel das 9-Euro-Ticket in unserer Region gezeigt hat. Viele Menschen haben das Ticket genutzt, um Zeitz einen Besuch abzustatten. Wenn das 49-Euro-Ticket kommt, werden sie das auch weiterhin tun.

Welche Rolle nehmen Mobilitätskonzepte in der Zeitzer Stadtentwicklung ein?

Die Mobilität der Zukunft ist ein Thema, an dem wir in keinem Bereich der Stadtplanung vorbeikommen. Ein Mobilitätskonzept muss Mobilität gewährleisten, die zu weniger Umweltbelastung führt und gleichzeitig das Leben in der Stadt attraktiver macht. Hierzu gehört nicht nur, dass wir den Verkehr in der Innenstadt verringern, sondern auch, dass wir Angebote wie Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes bereitstellen sowie die innerstädtische Anbindung an den ÖPNV verbessern, etwa durch die geplante S-Bahn-Verbindung nach Leipzig.

Wie häufig sind Sie selbst mit dem ÖPNV unterwegs?

Viel zu selten, wenn ich ehrlich bin. Ich nutze die Bahnverbindung nach Leipzig und wenn es sich anbietet natürlich auch den Nahverkehr in und um Zeitz. In Zeitz haben wir glücklicherweise kurze Wege. Deshalb bin ich oft zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs.

Zeitz wird mittlerweile gern als "kleines Leipzig" bezeichnet. Wo zeigt sich das am deutlichsten? Und gefällt Ihnen diese Bezeichnung?

Das ehrt uns, aber besser klingt es natürlich, wenn man das anders formuliert. Man kennt ja den Ausspruch "Leipzig ist das neue Berlin". Und Zeitz wird nun als neues Leipzig bezeichnet. Die Verbindung ist da und wird sich hoffentlich – nicht nur mit dem S-Bahn-Ausbau – noch weiter vertiefen...

Bei uns in Zeitz sind die Grundstückspreise im Gegensatz zu Städten wie Leipzig noch relativ gering. Hier gibt es jenseits der Großstadt noch zahlreiche Möglichkeiten, sich zu entfalten und seinen Wünschen, Vorstellungen und seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Das zeigt sich natürlich besonders im Bereich von Kunst- und Kulturschaffenden und Kreativen, die es zu uns zieht, weil es eben Freiräume gibt, die noch entdeckt und neu gestaltet werden wollen. Es lohnt sich also, wenn man sich bei uns niederlässt, weil es beste Voraussetzungen, etliche Anknüpfungspunkte und Ansprechpartner und -partnerinnen gibt.

Worauf Sind Sie als Oberbürgermeister besonders stolz?

Stolz bin ich darauf, dass eine sehr breite bzw. flächendeckende Entwicklung in Gang gekommen ist, bei der sich an vielen Ecken in der Stadt zeigt, dass es vorangeht. Wir konnten nicht nur etliche grundsätzliche Probleme lösen, sondern vor allem im Bereich der Immobilien und Brachen Entwicklungen initiieren. Sichtbar wird das unter anderem am ehemaligen Zekiwa-Hauptgebäude, das gerade zum Archiv der Stadt umgebaut wird. Im Herzen der Stadt wurden direkt an der Weißen Elster der Pavillon sowie die umliegenden Wege saniert. Mit der Neugestaltung steht der Ort sinnbildlich für die Entwicklungen in der Stadt. Da sind zum einen das Bahnhofsgebäude und der Busbahnhof, die beide nach mehreren Jahren Sanierung fertiggestellt wurden. Außerdem hoffe ich, dass bei den Menschen ankommt, dass sich in Zeitz etwas zum Besseren bewegen lässt und die Stadt ein schöner Ort zum Leben ist, den wir auch in den kommenden Jahren attraktiv und lebenswert gestalten wollen.

Welche Projekte möchte die Stadt Zeitz in diesem Jahr angehen?

Neben dem Wunsch, dass der S-Bahn-Ausbau früher umgesetzt wird, möchte ich gerne die Umsetzung verschiedener städtebaulicher Projekte begleiten, die ich selbst initiiert habe, wie zum Beispiel die Sanierung der Paul-Wegmann-Schule, die Neubebauung des Brühls, die Rettung der Rahnestraße und insbesondere die Umsetzung des Sachsen-Anhalt-Projekts des Neuen Europäischen Bauhauses in Zeitz auf dem ehemaligen Zekiwa-Areal.

Haben Sie einen Lieblingsort oder eine Lieblingsveranstaltung in Zeitz, wo Sie gern zugegen sind?

Nein, das habe ich ausdrücklich nicht, denn Zeitz lebt von seiner Vielfalt. Schön ist, dass man sich auf allen möglichen Veranstaltungen immer wieder trifft. Toll ist auch, wie viele schöne und unterschiedliche Orte es gibt, von der Innenstadt über das Schlossareal, das Kloster Posa bis hin zu Tiergarten, Knittelholz und zahlreichen anderen Orten, die jeder für sich etwas Besonderes sind und ihren ganz eigenen Charme haben.

Weitere interessante Informationen und Einblicke in die Stadt an der Weißen Elster gibt es in unserem Stadtporträt Zeitz.

Bildquelle: Corina Trummer


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