Fragen an NOMO: Wie entstehen neue Haltestellen?
24. Februar 2022 | Lesezeit: ca. 4 Minute(n)Seit 1. Januar 2022 trägt das Unternehmen Nordsachsen Mobil GmbH (NOMO) die Verantwortung für den gesamten Busverkehr im Landkreis Nordsachsen – dazu gehört unter anderem auch die Betreuung von bestehenden und neuen Haltestellen. Doch wie entstehen neue Haltestellen? Dazu haben wir beim Verkehrsunternehmen nachgefragt.
Und jährlich grüßt die Fahrplananpassung – gleich zweimal sogar. Mit ihr geht oftmals auch der Bau neuer Haltestellen einher. Gleiches gilt auch, wenn sich in bis dato unerschlossenen Gebieten Unternehmen ansiedeln oder neue Wohnviertel errichtet werden. "Zwischen zwei Haltestellen sollten nicht mehr als 500 Meter liegen. In besiedlungsreichen Gebieten kann der Abstand auch geringer ausfallen", erzählt Jakob Schwan, der beim Unternehmen NOMO für die Verkehrsplanung im Raum Delitzsch und Eilenburg verantwortlich ist. Sein Kollege Shiguang Jin betreut den Raum um Torgau und Oschatz. Unterstützt wird das Duo vom Haltestellenservice des Verkehrsunternehmens, der die praktische Arbeit durchführt. Vergangenen Sommer erhielt Schwan von einem Wirtschaftsunternehmen, das im Industriegebiet "Am Schanzberg" in Eilenburg angesiedelt ist, eine Anfrage für die Errichtung eines Haltepunktes sowie die Einbindung in einen bestehenden Fahrplan. Aus einem potenziellen Haltepunkt wurden letztlich sogar drei.
Haltestelle vor der Arbeitstür
Sobald bei Jakob Schwan eine konkrete Anfrage eintrifft, erfolgt im ersten Schritt eine sachliche Prüfung dieser sowie danach eine erste Vor-Ort-Begehung. Als Nächstes wird eine strategische Planung erstellt und an die verantwortlichen Behörden weitergeleitet. Bei einer zweiten Vor-Ort-Begehung laufen die Mitarbeiter*innen des Verkehrsunternehmens die Strecke dann zusammen mit Vertreter*innen der Stadt bzw. der Gemeinde und der Verkehrspolizei ab, klären offene Fragen und halten alles Wichtige in einer Foto-Dokumentation fest. Die Entscheidung, ob es letztlich einen neuen Haltepunkt gibt oder nicht, obliegt am Ende der zuständigen Straßenverkehrsbehörde, die den Antrag, unter Rücksprache mit der Verkehrspolizei prüft.
Bei den Haltepunkten im Industriegebiet "Am Schanzberg" lief alles ohne Komplikationen ab. Bereits nach weniger als sechs Monaten konnten drei neue Haltestellen eingerichtet werden. Ein Antragsprozess kann aber durchaus auch mal länger dauern. Die Nordsachsen Mobil GmbH, die der Stadt dabei beratend zur Seite stand, trägt nun die Verantwortung für die Haltestellenschilder und den Fahrplanaushang an den neuen Haltepunkten.
Seit dem 1. Januar 2022 bedient die Buslinie 212 zusätzlich die Haltestellen im Industriegebiet "Am Schanzberg", die – und das ist ein Sonderfall – mit dem Zusatz der dort ansässigen Unternehmen "AWO", "Sportspar" und "Stockmeier" versehen sind.
Von Montag bis Freitag fährt die Linie sowohl um 6:30 Uhr als auch um 7:35 Uhr vom Eilenburger Bahnhof ins Gewerbegebiet. Rückfahrten von dort sind um 14 Uhr, um 15:55 Uhr und um 16:49 Uhr sowie an Schultagen auch um 15:05 Uhr möglich. Damit wird den Berufspendler*innen eine gute Alternative für den Arbeitsweg ohne Auto geboten. Wie bei allen anderen neuen Bushaltestellen auch, prüfen die NOMO-Mitarbeiter*innen in den ersten Monaten verstärkt Fahrgastanzahl und Frequenz. So stellen sie sicher, dass nichts am Bedarf vorbei entwickelt wurde.
Ausbau & Entwicklung des Haltestellennetzes
Nicht nur Unternehmen, auch Privatpersonen und Fahrgäste können eine Anfrage stellen und auf die Notwendigkeit einer Haltestelle hinweisen. "Zuletzt konnten wir ein kleines Dorf in der Nähe von Oschatz mit einer eigenen Haltestelle ausstatten und damit den ÖPNV im ländlichen Raum nachhaltig stärken", erzählt Jakob Schwan, der den Landkreis regelmäßig nach Möglichkeiten neuer Haltestellen durchforstet. Doch nicht jeder Haltestellenwunsch kann erfüllt werden. Recht schwierig gestaltet es sich in der Nähe von Bundes- oder viel befahrenen Straßen. "Wenn sowohl Gehweg als auch Haltebucht für den Bus fehlen, kann keine ausreichende Sicherheit für die Fahrgäste gewährleistet werden", erklärt der Diplom-Ingenieur für Verkehrswesen. Ähnlich schwierig wird es, wenn durch die Errichtung neuer Haltestellen wichtige Parkplätze wegfallen würden. "Letztlich ist es immer ein Abwägungsprozess, aber oftmals gelingt es uns, alternative Lösungen anzubieten", fügt der Verkehrsplaner hinzu.
Das Haltestellennetz in Nordsachsen wird Jahr für Jahr größer, wenngleich auch die eine oder andere Haltestelle weichen bzw. versetzt werden muss. "Es entstehen nachweislich mehr neue Haltestellen, als alte wegfallen", betont Jakob Schwan. Die meisten Haltestellen werden abgebaut, weil sie im Bebauungsplan eines Eigenheims oder aufgrund einer neuen Straßenführung in einer Einbahnstraße oder Sackgasse liegen. Schwan und sein Kollege suchen in solchen Situationen das Gespräch mit der Stadt bzw. der Gemeinde, um gemeinsam neue Möglichkeiten aufzudecken.
Im MDV-Gebiet werden seit einigen Jahren die Verkehrsnetze und die Haltestellendichte kontinuierlich ausgebaut. Damit wollen die Akteure den 2,1 Millionen Menschen im MDV-Gebiet eine echte Alternative zum Auto bieten und die Verkehrswende voranbringen.
Bildquelle: Nordsachsen Mobil GmbH
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