Zeitreise zu den Steinarbeitern – Ausflugstipp im MDV-Gebiet
23. Mai 2023 | Lesezeit: ca. 3 Minute(n)Im Sommer ins Museum? Klar: Denn zum Steinarbeiterhaus in Hohburg, nahe Wurzen, gehört auch ein riesiges Freigelände. In dem historischen Gebäude wohnten einst die letzten Arbeiter und Arbeiterinnen des örtlichen Steinbruchs – es gibt viel über die damalige Lebensweise zu erfahren. Unter freiem Himmel sind darüber hinaus die historischen Arbeitsgeräte der Steinindustrie ausgestellt.
Wer das Steinarbeiterhaus betritt, macht eine kleine Zeitreise: Das Museum befindet sich in einem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1802, eingerichtet mit Möbeln aus dem darauffolgenden Jahrhundert. Der erste Blick fällt auf die historische Küche, in der noch immer Backevents stattfinden können. Dann erfüllt der Duft von frischem Brot und Fladen die Museumsluft, hergestellt nach traditionellen Rezepten im "Frau-Holle-Ofen". So nennt die Leiterin des Museums, Dr. Katja Martin, den schwergewichtigen und noch immer funktionsfähigen Backofen. Die Küche bietet einen authentischen Eindruck, wie die Steinarbeiter und Steinarbeiterinnen – ja, es gab durchaus Frauen in dem harten Beruf – damals gelebt haben.
"Wir zeigen die Arbeit mit und das Leben vom Stein", sagt Martin. "Das war ein prekärer Beruf. Man nannte den Steinbruch 'die letzte Station vor dem Tod'." Der Grund: Die Akkordarbeit war psychisch und physisch unglaublich hart. Immer drohte die Gefahr, sich zu verletzen und invalide zu werden. Der Tageslohn der einfachen Arbeiterinnen und Arbeiter betrug mit ein bis drei Reichsmark nur die Hälfte des damaligen Durchschnittsverdienstes in einem Handwerksberuf. "Sie waren das letzte Glied in der Gehaltskette", führt Martin weiter aus.
"Leben vom Stein" war eng und karg
Umso beeindruckter ist die promovierte Kulturwissenschaftlerin davon, wie viele Menschen aus der Gegend um Hohburg damals im Steinbruch schufteten: "Jeder beziehungsweise jede zweite der dort Erwerbstätigen", erklärt sie. Auch deshalb ist es ihr wichtig, dass Besucherinnen und Besucher des Steinarbeiterhauses durch die realistische Nachstellung der Wohn- und Arbeitsräume heute die Enge, Kargheit und die großen Anstrengungen dieses Lebens nachfühlen können.
Das Museum ist in vier Bereiche unterteilt: Sie zeigen, erstens, die Geschichte der Steinarbeit und zweitens, welche Werkzeuge damals eingesetzt wurden und wie der Arbeitsschutz aussah. Drittens können sich Gäste in einem historischen Gemischtwarenladen umschauen und, viertens, über das große Freigelände spazieren.
Dort stehen die Großexponate: darunter eine Dampfmaschine von 1907 und eine Steinbrechanlage mit Backenbrecher – Hightech von vor über 100 Jahren! Und ein Symbol des Übergangs von der Agrargesellschaft in die Zeit der Industrialisierung. "Vor allem den Steinbrecher schauen sich auch Kinder begeistert an", sagt Katja Martin. "Kein Wunder, er ist riesig, in einem hervorragenden Zustand und kann große Steine zertrümmern."
Interessierte sollten mindestens 45 Minuten für einen Besuch einplanen, empfiehlt die Museumsleiterin. Sie erlebt aber auch immer wieder Besucherinnen und Besucher, die Stunden im Steinarbeiterhaus verbringen. Auf Wunsch kann für reservierte Gruppen Kaffee und Kuchen bereitgestellt werden. Neben Führungen durch die Anlage gibt es auch Touren zu den Steinbrüchen im Umland.
So erreicht Ihr das Steinarbeiterhaus
Wer eine Anreise mit dem ÖPNV plant, kann es Katja Martin gleichtun: Sie fährt jeden Tag mit dem RufBus zur Arbeit und wieder nach Hause. Der fährt in diesem Gebiet und kann bequem per MOOVME-App gebucht werden. Alternativ geht das auch via Telefon (0341 91 35 35 91) oder Webseite.
Museum Steinarbeiterhaus
Kirchgasse 5, 04808 Lossatal
Telefon: 034263 41344
Öffnungszeiten:
Sonntag von 11 Uhr bis 16 Uhr
Montag – Donnerstag von 13 Uhr bis 16 Uhr
Haltestelle:
Hohburg, Schule oder Hohburg, Linde
Bildquelle: Dr. Katja Martin
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